(Der Protestslogan: "Die Ressourcen unserer Sahara können uns Arbeit verschaffen" )
Saharauische Studenten gingen in den ersten Juliwochen in der marokkanischen Hauptstadt Rabat auf die Straße, um die Ausbeutung der Naturschätze der Westsahara durch Marokko und ihre eigene Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt anzuprangern –nur weil sie Saharauis sind.
In den ersten Juliwochen begaben sich wiederholt rund 300 arbeitslose Saharauis vor dem Innenministerium und der Residenz des Premierministers in Rabat auf die Straße, weil ihre erworbenen Studienabschlüsse ihnen keine Arbeitsplätze garantieren.
Alle Demonstrationsteilnehmer sind trotz Universitätsabschluss ohne Arbeitsplatz. Es ist nicht die fehlende Qualifikation der Grund für ihre Arbeitslosigkeit, sondern die Tatsache, dass sie Saharauis und nicht Marokkaner sind.
Einem Bericht der saharauischen Menschenrechtsorganisation CODESA zufolge wurden kürzlich 1265 Marokkanern, diplômés chômeurs, Arbeitslose mit erfolgreich bestandenem Studienabschluss, Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst angeboten. Monatelang hatte diese große Gruppe von erfolgreichen Universitätsabsolventen Protestkundgebungen vor dem marokkanischen Parlament veranstaltet, um Arbeitsplätze zu verlangen, und damit politische Debatten in Marokko angeheizt. Gerüchte deuten darauf hin, dass die marokkanische Regierung vor allem im Bemühen darum, erhitzte Gemüter abzukühlen, den 1265 Marokkanern einen Arbeitsplatz anbot. Doch kam es – trotz gemachter Versprechen der marokkanischen Behörden – letztendlich nicht zur Anstellung auch nur eines einzigen Saharauis.
Unzufriedene Demonstranten sah man mit Spruchbändern wie „Wir als erfolgreiche Studienabsolventen wollen endlich Arbeit“ und „Die Ressourcen unserer Sahara können uns zu Arbeit verhelfen“. Insbesondere letztere Parole löste gemäss Angaben von Augenzeugen heftige Reaktionen bei der marokkanischen Polizei aus. Diese versuchte, die Kundgebungen durch das Abriegeln von Straßen zu verhindern. Es wird berichtet, ein Angestellter des Königshauses habe gar versucht, Demonstranten mit dem Auto anzufahren. Mehdi Zdaidat, einer der Teilnehmer, erlitt Verletzungen und musste im Krankenhaus behandelt werden (siehe Foto rechts).
„Marokko verdient mit der Ausbeutung der Westsahara viel Geld, und wir Saharauis können nicht einmal eine Arbeit finden. Wenn das Saharauis mit Hochschulabschluss passiert, stell Dir vor, wie die Situation für Saharauis ohne höhere Ausbildung aussieht ...“, meinte ein Teilnehmer, der es vorzog, anonym zu bleiben.
Von den an den Demonstrationen teilnehmenden Saharauis hatten deren 62 den DESA-Abschluss (Diplôme d'Études Superior Appliqué) und 218 ihr Masterdiplom in der Tasche.
Die saharauischen Studenten erklärten, sie hätten mehr als eineinhalb Jahre lang mit Abdesalam Elbakkari, dem Verantwortlichen des Amts für Arbeitslose im Kabinett des Premierministers, verhandelt. Dabei habe Elbakkari stets den Eindruck vermittelt, sich der Anliegen der saharauischen Studienabgänger anzunehmen. Die Betroffenen erklärten, die Protestaktionen würden fortgesetzt, sollte nicht bald ein Ausweg aus der Situation in Sicht sein.
Seit der marokkanischen Invasion in die Westsahara im Jahre 1975 haben die marokkanischen Behörden dem Gebiet völkerrechtswidrig umfangreiche natürliche Ressourcen entzogen und die Gewinne daraus in den eigenen Haushalt gesteckt, während die einheimische Bevölkerung des Gebiets dabei leer ausgeht. Arbeitsmöglichkeiten, die sich durch die Ausbeutung des Gebiets ergeben, gehen an marokkanische Einwanderer, die mit Vergünstigungen wie geringeren Steuern, der Gewährung von Unterstützungen und Wohnungsbeihilfen in die Westsahara gelockt werden.
Drei registrierte Fischerei-Verbände in Dakhla, der Hafenstadt im Süden der besetzten Westsahara, betonen, dass sie bis heute keinerlei Vorteile durch Investitionen und Projekte bemerkt hätten. Ironischerweise kommt ihre Erklärung nur wenige Tage nach der formellen Genehmigung der viel diskutierten Verlängerung des Fischereiabkommens zwischen der EU und Marokko durch die EU-Mitgliedstaaten. Die von der marokkanischen Regierung in allerletzter Minute vorgelegten Angaben waren für die Kommission Grund genug, die Verlängerung des Abkommens zu veranlassen.